Die Wahl eines Content-Management-Systems war früher eine technische Frage, heute ist es eine strategische Entscheidung. 2026 wird ein CMS nicht nur Ihre Webseiten steuern, sondern das Rückgrat digitaler Kommunikation, Services und Markenführung bilden. Wer jetzt auswählt oder modernisiert, legt das Fundament für Skalierbarkeit, Governance und Investitionssicherheit einer Organisation.
Vom Redaktionswerkzeug zur digitalen Plattform
Bei der CMS Auswahl geht es längst nicht mehr um Technik, sondern um Kontrolle über Inhalte und Kanäle. Apps, Portale, Produktdatenbanken, Social Media oder Chatbots greifen heute auf denselben Content zu – und brauchen dieselbe Qualität und Governance.
Das CMS steht dabei im Zentrum: als Integrationsschicht zwischen Inhalten, Kanälen und Backend-Systemen.
Gerade im Mittelstand ist diese Entscheidung oft der Startpunkt für die nächste Digitalisierungsphase. Denn wer sein CMS falsch auswählt, baut Abhängigkeiten auf, die teuer zu beheben sind.
Architekturmodelle – und was sie für die Praxis bedeuten
Die CMS-Landschaft hat sich in den letzten Jahren stark ausdifferenziert. Vier Grundmodelle prägen den Markt:
Monolithisch:
Einfach, schnell, günstig – aber wenig integrationsfähig.
Beispiele: WordPress, Drupal, TYPO3.
Geeignet für einfache Webpräsenzen oder kleinere Organisationen, die keine komplexen Integrationen benötigen.
Headless / API-first:
Inhalte werden unabhängig vom Frontend verwaltet und über APIs ausgespielt.
Beispiele: Contentful, Strapi, Storyblok.
Flexibel und zukunftssicher, aber technikintensiver und häufig SaaS-basiert – mit begrenzter Kontrolle über Infrastruktur und Datenhaltung.
Hybrid:
Kombiniert klassische Redaktionsoberflächen mit Headless-APIs.
Ideal für Organisationen, die modernisieren, aber Redaktionskomfort und Governance behalten wollen.
Beispiele: CoreMedia, FirstSpirit.
Ein pragmatischer Übergang von monolithischen Setups zu modulareren Architekturen.
Composable / MACH:
Voll modular, lose gekoppelte Services und Integrationen.
Zukunftssicher, aber aufwändig in Planung, Architektur und Betrieb.
Beispiele:Magnolia – verbindet technische Offenheit mit integrierbarer Governance und gilt als Vertreter einer „organisierbaren Offenheit“, die Composability auch in komplexen Organisationen handhabbar macht.
Im oberen Enterprise-Segment positionieren sich Adobe Experience Manager (AEM) und Sitecore Experience Platform als umfassende DXPs: zunehmend modular, aber in ihrer Grundarchitektur stärker zentralisiert.
Für Unternehmen im unteren bis mittleren Enterprise-Bereich liegt der Sweet Spot zwischen Hybrid und Composable:
ausreichend offen für Wachstum, aber ohne sofort die Komplexität einer vollständigen MACH-Architektur zu übernehmen.
Technologische Trends 2026
Mehrere Entwicklungen verändern, wie CMS-Systeme ausgewählt und betrieben werden:
KI und Automatisierung
KI assistiert bei Metadaten, Content-Generierung und Migration. Entscheidend ist, dass sie in bestehende Workflows passt – nicht, dass sie alles automatisiert. In regulierten Branchen muss sie kontrollierbar bleiben.
Modularität statt Monolith
Entkopplung ermöglicht Anpassungsfähigkeit. Trotzdem sollte nicht jedes Projekt sofort composable denken – Modularität ist ein Zielpfad, kein Dogma.
Omnichannel und Multi-Experience
Zentrale Content-Hubs ersetzen Silos. Systeme, die mehrere Kanäle konsistent bedienen können, schaffen Zukunftsfähigkeit – auch wenn anfangs nur Website und Portal relevant sind.
Personalisierung und Datenstrategie
Entscheidend ist nicht, ob Personalisierung „kann“, sondern ob sie relevant ist. Ein CMS muss Optionen bieten,
ohne sie zu erzwingen.
Security und Compliance
DSGVO, DORA oder NIS2 gelten längst auch für Mittelstand und öffentliche Einrichtungen. Nachweisbare Kontrolle über Datenflüsse wird zum Entscheidungskriterium – nicht zur Fußnote.
Was gute Entscheidungen auszeichnet
Ein CMS sollte nicht nach Funktionsumfang gewählt werden, sondern nach seiner strategischen Passung. Entscheidend ist, wie gut es sich in bestehende IT-Landschaften einfügt und ob es künftige Kanäle, Marken oder Märkte tragen kann. Ebenso wichtig sind die tatsächlichen Betriebskosten über mehrere Jahre – also nicht nur Lizenzen, sondern auch Wartung, Weiterentwicklung und personeller Aufwand.
Darüber hinaus spielt die Unabhängigkeit eine zentrale Rolle: Systeme, die proprietäre Abhängigkeiten vermeiden, sichern langfristige Flexibilität. Auch die redaktionelle Perspektive darf dabei nicht zu kurz kommen. Ein CMS entfaltet seinen Wert nur dann, wenn Teams effizient damit arbeiten können – mit klaren Workflows, verständlicher Oberfläche und möglichst wenig Reibung zwischen Redaktion und Technik.
Schließlich braucht es ein stabiles Partner- und Support-Ökosystem, das den Betrieb langfristig absichert und Weiterentwicklung ermöglicht. Gute Entscheidungen entstehen dort, wo diese Kriterien nicht isoliert betrachtet, sondern in eine klare Entwicklungsrichtung übersetzt werden. Wer den eigenen Ist-Zustand ehrlich bewertet und daraus Architekturprinzipien ableitet, führt keinen Tool-Vergleich – sondern einen strategischen Auswahlprozess.
Handlungsempfehlungen
- Mit Standortbestimmung beginnen.
Welche Systeme sind heute im Einsatz, wo entstehen Reibungsverluste, welche Kanäle sind wirklich relevant?
- Ein Zielbild formulieren.
Welche digitalen Anforderungen sollen in drei bis fünf Jahren erfüllt sein – und wie wächst das System dorthin?
- Architekturprinzipien festlegen.
Modular oder kompakt? Cloud oder On-Premise? Diese Leitplanken entscheiden, bevor Anbieter ins Spiel kommen.
- Schrittweise Einführung statt Komplettumbruch.
Neue Systeme sollten kontrolliert eingeführt werden – zunächst dort, wo der größte Nutzen entsteht, bevor weitere Bereiche folgen. So lassen sich Erfahrungen sammeln und Risiken minimieren.
- Redaktionen einbinden.
Technologie funktioniert nur, wenn Menschen sie produktiv nutzen. Usability ist kein Nice-to-have, sondern erfolgskritisch.
- Offenheit sichern.
Offene APIs, portierbare Datenmodelle und transparente Lizenzmodelle vermeiden Vendor-Lock-ins und sichern langfristige Flexibilität.
Fazit
Die CMS-Auswahl 2026 entscheidet über weit mehr als die nächste Website. Sie legt fest, wie digital anschlussfähig eine Organisation in fünf Jahren ist.
Wer Architektur, Organisation und Technologie gemeinsam denkt, schafft Handlungsspielräume – statt Abhängigkeiten.
Ausführliches Whitepaper zum Thema CMS Auswahl 2026
Sprechen Sie uns an
































