Digitaler Wandel: Wenn die Edelschokolade aus dem Supermarkt verschwindet

Digitaler Wandel: Wenn die Edelschokolade aus dem Supermarkt verschwindet

Das mittelständische Traditionshaus Rausch aus Berlin, das für seine edle Schokolade bekannt ist, hat eine klare Digitalisierungsstrategie im Sinne des kundenzentrierten Direktvertriebs formuliert. Damit verschwindet die Edelschokolade aus den Verkaufsregalen der Supermärkte. Eine Blaupause für die “Digitale Transformation”? Thomas Kitlitschko, Geschäftsführer der Neofonie GmbH, geht der Frage nach.

Der digitale Wandel braucht eine Strategie

Mehrere Devices mit der Rausch-Website

Die sogenannte “Digitale Transformation”, ein Trendbegriff, bei dem es um die integrierte Betrachtung von Kunden, Technologien und Geschäftsprozessen geht, hat die Diskussion um eine umfassende Digitalisierung der Geschäftsbereiche und -modelle klassischer, traditioneller Unternehmen und ihres Angebotsportfolios neu entfacht. Mit der digitalen Transformation können neue Umsatzpotenziale erschlossen werden. Das Damoklesschwert des möglichen Absatzrückgangs bzw. der Umsatzkannibalisierung mit anderen Vertriebswegen scheint dabei insbesondere mittelständische Unternehmen von einer klaren, vorausschauenden und weitsichtigen Formulierung ihrer Digitalisierungsstrategie abzuhalten und den Blick auf Potenziale zu versperren. Rausch geht einen mutigen Schritt, indem es eine klare Strategie formuliert und sich vom Vertrieb über den klassischen Einzelhandel zugunsten des Direktvertriebs mit Hilfe digitaler Möglichkeiten verabschiedet. Im September letzten Jahres stellte Rausch die Strategie vor und erklärte, man wolle sich komplett aus dem Lebensmitteleinzelhandel zurückziehen.

Die Digitalisierung ist nur Mittel zum Zweck

Aus dem “königlichen Hoflieferant” Fassbender und der “Privat Confiserie” Rausch entstand 1988 Fassbender & Rausch, das Schokoladen aus seltenen Edelkakaos aus aller Welt produziert. Auf dem internationalen Reisebewertungsportal Tripadvisor wird Fassbender & Rausch auf Platz 1 der Berliner Shoppingempfehlungen gelistet. Die feinen Schokoladentafeln sind über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt und waren bis vor Kurzem fast in jedem Supermarkt erhältlich. Denn seit September letzten Jahres gilt die “Tree-to-Door”-Strategie, ganz im Sinne des Qualitätsanspruchs über alle Wertschöpfungsprozesse hinweg, von der Plantage bis hin zum Verkauf. Insofern geht es Rausch vornehmlich nicht um die Digitalisierung um der Digitalisierung willen, sondern um die Qualitätsorientierung, die Rausch seit eh und je prägt und die unter Einsatz und Ausschöpfung digitaler Technologien und Möglichkeiten auf ein neues Niveau angehoben werden soll. Dieser Anspruch soll sich in der gesamten Wertschöpfungskette widerspiegeln, also auch in der Warenpräsentation und in der direkten Kundeninteraktion.

Die Schokoladen gibt es nur noch im Direktvertrieb

Ziel der neuen Vertriebsstrategie soll es sein, “die Premiummarke von der Straße zu holen und ihr zu geben, was ihr zusteht: Eine eigene digitale Bühne, um dort die Geschichten erzählen zu können, die hinter der Marke stehen“, wie es Robert Rausch formuliert, der seit 2014 neben seinem Vater, Jürgen Rausch, die Geschäftsleitung des Unternehmens ausübt. Der Direktvertrieb unter Einsatz eines Online-Shops stellt für Rausch die beste Möglichkeit dar, diesem Anspruch gerecht zu werden. Zukünftig werden sämtliche Rausch-Produkte nur noch im Schokoladenhaus am Gendarmenmarkt und per Direktvertrieb angeboten. Auf diese Weise stellt Rausch sicher, in den direkten Kontakt mit dem Kunden zu kommen. Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft hat das Unternehmen unter rausch.de die neue Website und den Online-Shop präsentiert, die vom Berliner IT-Spezialisten Neofonie entwickelt wurden.

Das Nutzererlebnis entscheidet

Rausch setzt die Messlatte an das Nutzererlebnis hoch. Dabei unterscheidet sich das Nutzererlebnis fundamental von klassischen E-Commerce-Shops. Der Kunde soll im Online-Shop “flanieren“, wie er es im eigenen Rausch-Schokoladenhaus tun würde – ganz gleich auf welchem Endgerät. Für den Kunden eröffnen sich auf www.rausch.de zahlreiche multimediale Geschichten rund um Edelkakaos, die Rausch selbst “Erlebniswelten” nennt. So kann man sich Videos über den Kakaoanbau auf den Plantagen, über das Familienunternehmen Rausch oder über die Pralinen-Herstellung in der Bildsprache informieren und erhält über den smarten Produktgenerator eine besondere Sortimentspräsentation. Rausch hat den digitalen Wandel als Chance begriffen und frühzeitig erkannt. Möglich wird das durch die erst im Oktober vorgestellte Version 5.1 der deutschen Shopsoftwarelösung “Shopware”, die das sogenannte Storytelling in den Mittelpunkt rückt. Neofonie bringt die neue E-Commerce Lösung bei Rausch als zentrales Herzstück zum Einsatz.

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Der digitale Wandel fängt erst jetzt so richtig an

Die digitale Transformation bringt substanzielle Veränderung in Unternehmen und in die Unternehmenskultur. Gerade dem Mittelstand und kleineren Unternehmen bieten sich hiermit bisher nie da gewesene Chancen. Die Digitalisierung der Prozesse schreitet nicht nur im Kontext von Marketing und Vertrieb voran, sondern betrifft alle Fachbereiche im Unternehmen. Gerade Traditionsunternehmen dürfen sich nicht zurücklehnen und sich auf ihre erfolgreiche Historie verlassen, sondern müssen schnell und flexibel auf sich ändernde Kundenanforderungen, zunehmende Angebotsvielfalt sowie Transparenz reagieren und sich einer Technologielandschaft im Wandel anpassen.

Der Artikel ist auch auf business-on, im com! magazin sowie in der Sonderbeilage „Industrie 4.0“ im Handelsblatt erschienen.

Veröffentlicht am 21. April 2016, aktualisiert am 15. Oktober 2020

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Thomas Kitlitschko

Thomas Kitlitschko

Thomas Kitlitschko, seit 2009 bei Neofonie und Geschäftsführer der Neofonie GmbH und des Tochterunternehmens Neofonie Mobile GmbH. Nach seinem Studium der Betriebswirtschaftslehre in Göttingen verfügt er als Diplom-Kaufmann über mehr als 15 Jahre Erfahrung in der Unternehmensführung mittelständischer Unternehmen der IT- und Internetwirtschaft sowie im Dienstleistungs- und Projektumfeld.

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